Die Redaktion des Zieltextes
Etwas einfach zu dolmetschen oder nur das Wichtigste zu dolmetschen ist fast unmöglich. Beim Übersetzen kann der Ausgangstext nicht einfach umkodiert werden, beim Dolmetschen erst recht nicht.
Der Dolmetscher hört, speichert, transferiert den Text, den dann redigiert. Dieser Redaktionsvorgang kommt aber nicht nach der Erstellung des Zieltextes wie beim Übersetzen.
Worum geht es bei dieser Redaktion des Zieltextes durch den Dolmetscher?
Es geht um die Regelung des Verhältnisses von Relevanz und Redundanz. Jeder Text muss redunante und relevante Elemente enthalten, um gut vestanden zu werden: Wiederholungen, Beispiele, Paraphrasen dienen gegen das Nichtverstandenwerden.
Die Aufgabe der Dolmetschers ist auch die Rede in einem besser strukturierten, syntaktisch überschaubareren, lexikalisch präziseren, stylistisch angemesseneren Zieltext zu transferieren. Zumal beim unvorbereiteten Sprechen kommt es häufig vor, dass der Sprecher selbst seine Äußerung wenig effektiv strukturiert.
Der Redner kann z. B. einen bestimmten Begriffe wiederholt. Das kann als Mittel der Emphase dienen, das kann aber auch speziell an die Adresse der Dolmetschers gerichtet sein.
Der Dolmetscher dann weißt nicht, ob es übersetzen oder nicht.
Umgekehrt kann der Ausgangstext zu wenig Redundanz enthalten. In diesem Fall ist es Aufgabe der Dolmetschers durch den Einbau funktional redundanter Elemente das Verstehen und das Erkennen des vom Redner als wichtig Erachteten zu ermöglichen.
Der Dolmetscher muss die inhaltliche und sprachliche Verkürzung möglichst souverän praktizieren. Das hängt z.B mit der Wortlänge und dem Silbenzahl zusammen.